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KI-basiertes System für vernetzte Mobilität

Ehemaliger Flughafen Tegel mit Hexagon / Gates von oben

Projektbeschreibung​

Januar 2022 – März 2025

Das Land Berlin steht vor der Herausforderung, einen bezahlbaren und verlässlichen öffentlichem Personen­nah­verkehr (ÖPNV) auch in schnell wachsenden Wohngebieten anzubieten. KIS’M will ein solches bedarfsgerechtes ÖPNV-Angebot mit fahrerlosen Fahrzeugen auf dem Innovationscampus „Berlin TXL – The Urban Tech Republic” (UTR) auf dem Areal des ehemaligen Flughafens Tegel und anschließend auf dem angrenzenden öffentlichen Straßenland erproben und umsetzen.

Die Realisierung soll dabei erstmalig unter Berücksichtigung der Novellierung des Straßenverkehrsgesetzes zum autonomen Fahren erfolgen. Dabei ist die nahtlose Vernetzung mit dem Mobilitätssystem und der Verkehrssteuerung wichtig. Die möglichen technischen Lösungen sollen mit einem breiten Gremium aus Fachleuten und Nutzenden weiterentwickelt werden. Es soll darüber hinaus eine gesellschaftlich akzeptierte Vorstellung der Mobilität von morgen erarbeitet werden.

Das Projekt wird während der Laufzeit von Anfang 2022 bis Frühjahr 2025 vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit 8,46 Mio. € gefördert.

Wesentliche Ziele des Projektes

Die Umsetzung eines fahrerlosen Bedarfsverkehrs und die Entwicklung sicherer, zuverlässiger und akzeptierter Abläufe für die technische Aufsicht (TA) an virtuellen Haltestellen und in den Fahrzeugen gehören zu den ehrgeizigen Zielen von KIS‘M. Mit einer besseren Vernetzung und Kooperation automatisierter Fahrzeuge untereinander sowie mit der Verkehrssteuerung sollen eine höhere Sicherheit des Verkehrs auch in einem Mischsystem erreicht werden.

Aus den im Verkehr aufgenommenen Daten sollen mit Mitteln von künstlicher Intelligenz aktuellere und genauere Karten- und Verkehrsinformationen abgeleitet werden. Darüber hinaus will KIS’M aus den gesammelten Erfahrungen eine Strategie für den weiteren Einsatz von fahrerlosen Fahrzeugen und ihre Überführung in einen Regelbetrieb im Land Berlin entwickeln.

Projektpartner

Das Forschungsvorhaben KIS’M ist ein Kooperationsprojekt unter Federführung der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU). Zur Erreichung der Ziele arbeiten insgesamt acht Partner zusammen.

Zu ihnen zählen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), die Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH mit der Berliner Agentur für Elektromobilität und Neue Mobilität (eMO), das Fraunhofer-Institut FOKUS, die Freie Universität Berlin mit dem Dahlem Centre for Machine Learning and Robotics (DCMLR) sowie die Technische Universität Berlin mit dem Daimler Centre for Automotive IT Innovations (DCAITI) und dem Zentrum Technik und Gesellschaft (ZTG).

Unterstützt wird das Vorhaben von der Tegel Projekt GmbH, die das Gelände für die Erprobung zur Verfügung stellt, und der T-Systems International GmbH, die 5G-Netzfunktionen bereitstellt.

Partner

Assoziierte Partner

Projektkoordinierung

Gefördert durch

Konkrete Aufgabenstellungen & Lösungen

Ehemaliger Flughafen Tegel mit Hexagon / Gates und Start-Landebahnen , Hauptgebäude und Tower aus der Vogelperspektive
Berlin TXL: #keinBerlinOhneKultur im Oktober 2021 © Tegel Projekt GmbH / Christian Sommer

Fahrgastbetrieb

Während im Vorgängerprojekt Shuttles&Co der Einsatz von hochautomatisierten Kleinbussen als Teil der BVG-Flotte im Kiez Alt-Tegel erprobt wurde, sollen innerhalb des Projektes KIS’M erste Erkenntnisse hinsichtlich eines zukünftig geplanten automatisierten Bedarfsverkehrs untersucht werden. Hierzu wird auf einem Testfeld, der Urban Tech Republic, ein teleoperierter Betrieb mit an den ÖPNV-angelehnten Versuchsfahrzeugen getestet.

Konkret sollen in diesem Testfeld Fahrzeuge, die eine autonome Fahrweise simulieren, mit Hilfe einer Technischen Aufsicht in verschiedenen Betriebsszenarien erprobt werden, die bei der Beförderung von Fahrgästen auf Nachfrage ohne Fahrzeugbegleitpersonal an Bord und an virtuellen Haltestellen entstehen können. Zudem wird dabei die Überwachung der Fahrzeuge nur aus einer Leitstelle heraus betrachtet. Ziel ist der Erkenntnisgewinn für den in Zukunft angestrebten Regelbetrieb auf öffentlichen Straßen.

Kooperation zwischen hochautomatisierten Fahrzeugen

Nach Aufstellung der Anforderungen an die intermodale Vernetzung werden die Anwendungsfälle in den verschie­de­nen Kombinationen von ÖPNV, Einsatzfahrzeugen (BOS) und gemischt automatisiertem Verkehr mit Methoden der KI-gestützten kooperativen strategischen Manöversteuerung spezifiziert und umgesetzt. Ziel ist die Verbesserung des Betriebsablaufs auf taktischer Ebene, dies soll durch Realfahrten demonstriert werden.

Regelbasierte Verkehrssteuerung

Einsatzfälle in den verschiedenen Kombinationen von ÖPNV, BOS und gemischt automatisiertem Verkehr werden mit Methoden der KI-gestützten kooperativen strategischen Manöversteuerung umgesetzt. Ziel ist die Verbesserung des Betriebsablaufs auf taktischer Ebene. Hierzu zählen z.B. die Weiterentwicklung der Bevorrechtigung mit Fahrzeug-zu-Infrastruktur (V2I) (ÖPNV einschl. koordinierte Abfahrt an Haltestellen mit Verkehrssteuerung synchronisiert, BOS, Radfahrer*innen-Integration) und Routing-Services mit GLOSA für alle.

Die Erprobung erfolgt mit mehreren Versuchsfahrzeugen zum automatisierten Fahren im öffentlichen Raum, Fahrzeugen der BOS und des ÖPNV. Zudem sollen Radfahrer*innen und Fußgänger*innen besser in die Verkehrssteuerung integriert werden.

KI-basierte Aktualisierung von Verkehrsinformationen

In drei Anwendungsfällen wird die Umsetzung und Erprobung von KI-Modulen zur Unterstützung zur Manöverkoordination über das dynamische Karteninformationssystem für kooperativen automatisierten Verkehr umgesetzt und erprobt. Die sogenannte Selbstaktualisierung soll für statische und dynamische Objekte und Ereignisse erfolgen. Dabei wird der Ansatz mit Datenquellen verschiedener Erkennungssysteme und V2X-Datenquellen weiterverfolgt. (V2X ist eine Vernetzung von Fahrzeugen untereinander und mit ihrer Umwelt wie etwa Ampeln.)

Die Daten für die selbstaktualisierende Karte werden einerseits von automatisierten Versuchsträgern, die mit spezieller Sensorik (Lidar, Kameras, V2X) ausgestattet sind, in verschiedenen Objektklassen, präzise verortet, geliefert. Um andererseits stetig und tagesaktuell Daten einzufahren, wird eine Smartphone-App zur KI-basierten Detektion von verkehrsrelevanten Objekten weiterentwickelt. Diese Lösung kann auf einem mobilen Endgerät installiert werden und somit in einer Flotte zum Einsatz kommen.

Zudem wird die Kartierung virtueller Haltestellen für echten On-Demand-Service untersucht und erprobt. Die hier geleisteten Arbeiten sollen auch als Grundlage für eine Heatmap virtueller Ladezonen für KEP-Dienste (Kurier, Express, Paket) dienen. Die Daten sollen als Open Data und in speziellen Services allen Verkehrsteilnehmer*innen zur Verfügung gestellt werden.

Nutzerzentrierte Integrierte Technikentwicklung

Für die ganzheitliche Betrachtung der Nutzerzentrierten Integrierten Technikentwicklung (NIT) im Projekt werden komplementäre Ansätze kombiniert. Für die Technikauswirkungen des AVF werden u.a. die ELSI-Kriterien (ethische, rechtliche/legal und soziale Implikationen) herangezogen und aus der Perspektive von relevanten Betroffenengruppen bewertet. Die Anforderungen an und Einschätzungen zu Technologien werden aus diesen unterschiedlichen Perspektiven im konkreten Anwendungskontext partizipativ abgefragt und verbunden. Zusätzlich liegen der Betrachtung die Richtlinien der Ethikkommission zum AVF und das Gesetz zum autonomen Fahren zu Grunde.

Ferner werden Mensch-Maschine-Interaktionskonzepte (MMI) menschzentriert und iterativ anhand ausgewählter Use Cases entwickelt. Für den Arbeitsplatz der Technischen Aufsicht geschieht das auf Basis relevanter Szenarien im ÖPNV und umfasst eine eingehende Analyse, Adaptation und Präzisierung von Rollenmodellen der Technischen Aufsicht (TA). Ebenso wird die virtuelle Haltestelle als Nutzerführung und die Interaktion zwischen Fahrgästen und der Technischen Aufsicht an Bord des Fahrzeugs entwickelt. Diese MMI werden in der Simulation prototypisch erlebbar gemacht (VR / ggf. AR) und Wechselwirkungen mit Einsatzszenarien von Personal im oder am Fahrzeug (Betriebsaufsicht, Sicherheitspersonal etc.) o.ä. Vertrauensinstanzen untersucht.

Darüber hinaus werden in Innovations-Börsen gemeinsam mit lokalen Stakeholdern differenzierte Anwendungsbereiche analysiert, die auf die Skalierbarkeit automatisierter Mobilitätslösungen und die Ableitung einer Rollout-Strategie abzielen.